martes, 29 de diciembre de 2009

Tokio Hotel y sus fans

El periodista Joaquín Lottmann escribió en 2007 escribió el libro “En el límite de la noche a las 00.30: Mi vida como reportero en Alemania”. Un capítulo está dedicado a Tokio Hotel y sus fans. Puedes descargarlo en PDF

Por supuesto aun no hay traduccion.

26. Out of Mageburg – Warum Tokio Hotel die neuen Beatles sind
Am Anfang standen die Vorurteile. Sie malen ihre Augen mit Kajal aus und
sehen aus wie japanische Comicfiguren (Tokio Hotel). Sie bestehen nur
aus blöden Pilzfrisuren und den Worten ‘Yeah, yeah, yeah’ (Beatles). Sie
sind nur gemacht, von cleveren Managern (beide). Inzwischen wissen wir:
Blöder kann man über solche Phänomene der Musikgeschichte nicht
reden.
Bill Kaulitz, 16, der überaus hübsche Sänger und Songschreiber der
Gruppe, hat das perfekte Gesicht – um es als Medium für seine Zwecke
einzusetzen. Und die sind ganz offenbar, Massen zu hypnotisieren,
Menschen mitzureißen. Wie alle echten Superstars hat er – und die
aufgerissenen Augen, die eigene Begeisterung, das Entrücktsein drückt es
aus – etwas vollkommen Durchgeknalltes. Er ist Manie pur. Ihn hat
niemand gemacht. Er ist so, wie er vor uns steht, schon mit neun Jahren
gewesen. Es gibt Fotos, die das beweisen. Da stehen die beiden


neunjährigen Brüder wie Miniaturausgaben der heutigen Tokio Hotel auf
einer Holzbühne in Magdeburg, dieselben Frisuren, blaugeschwärzt die
Haare, mit Kindergitarren und großen kajalgeschwärzten Augen der eine,
mit Ballonmütze und blond der andere. Kein Manager weit und breit.
Sein eineiiger Zwillingsbruder Tom Kaulitz sieht an sich nicht schlechter
aus. Rein genetisch ist er ihm natürlich wie aus dem Gesicht geschnitten.
Aber wie oft bei Zwillingen sind sie gleich und extrem konträr zugleich. Bei
den Oasis Brüdern ranken sich ja Legenden übelster Streiereien darüber.
Tom zieht sich vollkommen anders an, hat nichts Manisches, wirkt im
Gegenteil äußerst vernünftig. Auf der Bühne sorgt er für den soliden
Sound-Teppich, auf dem Bruder Bill, exzentrischer Frontmann und
Blickfang, turnt wie ein ukrainisches Olympiamädchen. Die öffentliche
Meinung ist den Brüdern völlig egal. Sie sind zwar jung, aber alles andere
als unerfahren. Zumindest Bill ist ein klassisches Wunderkind gewesen,
und er wußte das. Wie Mozart hat er mit sieben seine ersten Songs
geschrieben. Er ist ein wirkliches lyrisches Talent. In zehn Jahren wird er
als große Songschreiber-Persönlichkeit dastehen.
Wie ist es nur möglich, daß die Medien immer noch so tun, als sei Tokio
Hotel eine von diesen unsäglichen Casting Bands, die von alten Männern
wie Dieter Bohlen entworfen werden? Merken sie nicht, daß hier eine
Massenbewegung entsteht? Dass Mädchen zu tausenden in Ohnmacht
fallen – wie bei den Beatles – während bei Casting Bands nur Playback
läuft? Tokio Hotel hat die erste authentische Jugendbewegung seit zehn
Jahren geschaffen. Immerhin, eines merken die Zeitungen schon jetzt: die
junge Truppe zieht Leser. Die Bild Zeitung berichtete kürzlich in großer
Aufmachung, Tokio Hotel sei beim Konzert von Robbie Williams gewesen.
Als Zuschauer. Und sie hätten sich gelangweilt. Dazu ein großes Vierfarb-
Foto mit den natürlich äußerst gelangweilten Kaulitz-Brüdern. Vom fetten
Robbie nur ein kleines Foto am Rande. Längst interessiert sich kein
vernünftiger, sagen wir: wacher Mensch mehr für die seelenlosen
Dauerentertainer wie Williams, Britney Spears & Co, über die Tom ganz zu
recht urteilt, wer seine Songs nicht selbst schreibe, sei kein Star, sondern
ein Star-Darsteller. Wer die alte Dampfnudel Williams zuletzt in Berlin auf
der Rampe sah, wünschte sich den späten Elvis zurück. Der war auch kurz
davor, Frank Sinatras ‘I did it my way’ zu knödeln – von jeher die
Bankrotterklärung eines jeden Interpreten vor der Jugend.
Keine andere Band seit Erfindung der Tonträger hat jemals so viele
Konzertkarten in Deutschland verkauft wie sie. Kritiker sagen, das liege
am Management, das möglichst viel Geld aus dem Tokio Hype schlagen
wolle; und im Zeitalter der Raubkopien gehe das nur noch über den
Kartenverkauf. Falsch! Die Jungs sind tatsächlich süchtig nach Auftritten.
Sie können nicht genug davon kriegen. Weil sie im Kontakt mit ihren Fans
zu ihrem eigentlichen Leben finden.
Wer sie je auf der Bühne erlebt hat, hat dazu keine Fragen mehr. Bill
redet nach jedem Lied mit den Fans. Er fragt sie aus, er berichtet von
sich, er holt sie auf die Bühne, er läßt einzelne oder alle mitsingen, er ist
der glücklichste Mensch der Welt. Und immer redet er in so einem
künstlich atemlosen, euphorischen Tonfall, einer Art selbstgebastelten

Jugenddialekt, bei dem die Endsilben geschleift, die Worte wie in
Kindersprache verkürzt werden. Und so singt er auch. Das Wort ‘anders’
singt er wie ‘andaas’, aus ‘nicht’ wird immer ‘nich’, aus ‘beschissen’ wird
‘beschissn’ und so weiter. Und auch die Töne singt er nicht aus, sondern
schleift sie, biegt sie rauf und runter wie ein heulendes Kind. Kann mir
keiner sagen, daß sich das ein Manager ausgedacht hat! Günstig dabei:
Ihre erste und bis letzten Freitag einzige Platte sang Bill mit 13 ein – noch
vor dem Stimmbruch! Es handelte sich somit um die erste echte Pop-CD,
die von Kindern gesungen wurde. Das erklärt die Affinität der großenteils
vorpubertären Fangemeinde zu ihren Idolen.
Natürlich nicht nur. Die Texte sind nicht Gefühls-Bla-bla auf fantasy-
Englisch, sondern knallhart, ernst und von den großen Weltschmerz-
Attacken dieses Alters geprägt, bis hin zu suizidären Sehnsüchten: “Wenn
nichts mehr geht, werd’ ich dein Engel sein…”. Der schlimmste Tag im
Leben ist nicht, wenn “meine Braut einen anderen fickt, Mann”, sondern
wenn die Eltern sich trennen. Das wird herausgeschrien, und der Casting-
Rapper bei ‘Star Search’ sieht dagegen nur noch wie ein Idiot aus. Der er
ja auch ist. Ich darf das übrigens alles sagen, weil ich geschätzte
siebeneinhalb Stunden lang, gestreckt über sechs Wochen, mit der Gruppe
gesprochen, später telefoniert habe, sie aus nächster Nähe beobachtet,
nachgedacht, ihre unfaßbar langbeinigen, wunderschönen, von ihnen
selbst selektierten Groupies kennengelernt, und am Ende sogar ein
Konzert in der Schalker Glückauf-Kampfbahn mit 18.000 Fans, einer
davon meine Nichte Hase, erlebt habe. Hase hat mich da reingezogen. Es
war hart, vor allem der durchdringende Schrei der Fans, also dieses
zigtausendfache Gekreisch fliegender Möwenschwärme anfangs, der
gleichmäßige, ferne, fast beruhigende Schrei-Dauerton vor dem
Konzertbeginn, der beim ersten Auftreten von Bill Kaulitz zu einem ganz
anderen Geräusch wird, für das es keine Worte gibt. Frauen in
Gruselfilmen schreien so, wenn King Kong auf sie zuwankt. Oder
bestimmte Nagetiere, ich weiß nicht, welche…
Bill ist glühender Nena-Fan. Wer von den etablierten Rockstars der
sogenannten Zweiten Neuen Deutschen Welle, ‘Juli’, ‘Silbermond’, ‘Wir
sind Helden’, würde sich trauen das zu sagen? Höchstens noch Judith
Holofernes, das andere große Songschreiber-Talent. Mit ihr ist Bill
offenbar freundschaftlich verbunden. Tom im SPIEGEL-Gespräch: “Wenn
Bill und Judith sich irgendwo zufällig treffen, etwa bei diesen
Medienpreisen wie dem ‘Echo’, albern sie stundenlang rum.” Bill mag
Judith, aber verehrt Nena. Und zwar so sehr, daß er Nenas Frisur, ihr
Outfit, ihren Gang imitiert. Aber er traut sich nicht, sie anzurufen. Ist Bill
bulimisch? Zögerte er die Geschlechtsreife durch Magersucht hinaus, um
seinen Fans nahe zu bleiben? Nein, nein, alles Quatsch. Die Jungs essen
mit Appetit alles, was man ihnen aufs Büffet stellt. Der SPIEGEL konnte
beobachten, wie sie ihre Taschen in die Ecke schmissen und wie die
Heuschrecken auf schokoladigen Süßkram, herzhafte Happen und Obst
losgingen. Aber warum haben sie keine Freundin? “Wir haben keine
Freundin!” rufen sie unisono aus, mehrmals am Tag, wenn die Presse
anklingelt. Ja, warum? Ist das nicht seltsam? Darf das sein? Steckt da

nicht böse PR dahinter? Die Bild Zeitung schreibt doch “Versext Tokio
Hotel unsere Töchter?” Und das geht vielleicht nur, wenn man so tut, als
seien die Jungs noch zu haben. Wahr ist zweierlei. Erstens: die weiblichen
Fans, obwohl erst an der Schwelle zur Pubertät oder mittendrin, werfen
immer ihre BHs auf die Bühne. Zu tausenden rufen sie “Wir wollen eure
Schwänze sehn!” Und singen dann umso lauter die Songs mit, was
ungefähr so klingt, als würden zehntausend Kinder aus voller unschuldiger
Kehle ‘Alle Vögel sind schon da’ singen. Alles irgendwie paradox, vor
allem, wenn man bedenkt, daß die meisten Fans ihre Eltern dabei haben!
Deutschland ist eben das Land der lieben Eltern geworden. Also der
alleinerziehenden lieben Elternteile. Die Single-Väter gucken dann eher
auf die scharfen Mütter der anderen Kids, als auf die Bühne. Aber
zweitens: die Kaulitzbrüder sind wirklich gerade solo, aber das ist Zufall.
Bill hatte bereits feste Freundinnen, und Tom liebt ‘Abenteuer’, wie er
One-night-stands (hier würde das Wort sogar passen) umschreibt. Bill, der
Charismatiker, glaubt felsenfest an die ewige Liebe, an die eine Frau, die
das Schicksal ihm zuführen wird. Bis dahin redet er zwar gern mit Fans,
schließlich hat er das Messias-Gen und liebt die Menschen, aber läßt sich
nicht auf Sex ein. Die übrigen beiden Jungs, Gustav und Georg, haben
ganz normalen Groupie-Sex. Aber sie, diese so normalen Jungs, spielen ja
nur die Rollen von Ringo Starr und Gerge Harrison. Sie waren von Anfang
an dabei und werden deshalb auch bis zum Ende mitmachen. Die vier sind
eben echte Freunde, das werden die Manager nie verstehen. Wer schon im
letzten Jahrhundert in Magdeburg gemeinsam Glasmurmeln gespielt hat,
wird sich keinen gecasteten Afro-, Indo- oder Asien-Deutschen aufs Auge
drücken lassen, nur weil das im “Fernsehen besser rüberkommt”.
Sind sie die neuen Beatles? Ist das wirklich möglich, nach über 40 Jahren?
Musikwissenschaftler bestätigen die These. Auf der am Freitag
veröffentlichten CD ‘Der letzte Tag’ geht es im gleichnamigen Lied um
Halbtonschritte einer kleinen Sekunde beim Gitarren-Riff im Hintergrund
und um Mehrstimmigkeit, beides beliebte Stilmittel der Beatles. Ihr
bekannter Hit ‘Jung und nicht mehr jugendfrei’ bringt die Harmonien Es-BC-
As, genau wie bei ‘Let it be’, dem letzten Nr.1-Treffer der fab four. Bei
der vorletzten Hitsingle ‘Schrei’ (Platz Eins auch sie) erinnert das Intro
zunächst an Linkin Park oder Nu Metal. Aber dann gehts los: Wie in ‘Help’
von Lennon/McCartney wechselt d-B-F-G auf G-F-d und endet voller
musikalischer Überraschungen auf d-B-d-C-G-A. Der expressive Gesang
hat einen geradezu waghalsigen Mut zur Dissonanz, wobei der
Beatleskenner ‘I’ve just seen a face’ wiedererkennen mag. Und der
absolute Superhit ‘Durch den Monsun’ besticht durch eine verhältnismäßig
gehobene Harmonieführung, also E-E4-C-C4-D-D, was musikalisch sehr
interessant ist und nicht standardisiert, und einer Einstiegsterz (E-C) wie
bei ‘Tell me why’ von den Beatles. ‘Ich bin nich ich’ setzt den Bass auf
jeden vollen Schlag, genau wie bei – nein, nicht den Beatles, wie bei Nena!
Das alles mag die Klasse bestätigen, das Niveau, auf dem Tokio Hotel
spielt – ein Plagiatsvorwurf wird nie daraus. Die smarten Jungs würden das
mühelos mit einem frechen Spruch kontern. Etwa “Auf alten Schiffen lernt

man segeln” (Gustav, der Drummer). Das war zwar auf die Frage, wie er
zu Sex mit Erwachsenen stehe, würde aber auch auf die andere passen.

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